REFERENZBERICHT
LAGERWIRTSCHAFT:
KARL WIRD
DIGITAL
Die niederbayerische Karl-Gruppe hat mit der mobilen Softwarelösung isConstruct von Integer Solutions den Materialfluss in der eigenen Werkstatt zwischen Wareneingang und Inventur digitalisiert. Auch Bestellvorschläge können jetzt mit mobilen Terminals erstellt werden.
Projektplanung der digitalen Lagerwirtschaft
Als Silvio Jakob im Jahr 2017 zur Karl-Gruppe kam, gab ihm die Geschäftsführung eine interessante und reizvolle Aufgabe: Der studierte Betriebswirtschaftler sollte für das weit verzweigte Unternehmen einen Zentraleinkauf aufbauen. Ein wichtiger Baustein hierfür war die Einführung einer digitalisierten Lagerwirtschaft. Als Basis diente das bereits vorhandene Warenwirtschaftssystem Nevaris Finance.
Das für die Baubranche entwickelte ERP-System beruht auf der Plattform Microsoft Dynamics 365. Den Anfang machte das zentrale Ersatzteillager für die eigene Werkstatt, in der die gesamte Maschinen- und Fahrzeugflotte der Karl-Gruppe gewartet und repariert wird. Der Fuhrpark umfasst unter anderem 73 Bagger, 31 Radlader, 21 LKW und 10 Traktoren. Hinzu kommen Teleskoplader, Dumper, Grader sowie Brecher- und Siebanlagen. Um kurze Reparaturzeiten garantieren zu können, werden rund 4.000 Ersatzteile bevorratet.
Durchgängig digitalisiert
„Damals waren die Vorgänge im Wareneingang, Warenausgang, Bestellwesen und der Inventur noch papierbasiert und ineffizient“, erinnert sich Jakob, der bei der Karl-Gruppe den Bereich Beschaffung und Materialwirtschaft leitet. Lagerbewegungen wurden erst analog notiert und später in Nevaris erfasst. Dieser doppelte Aufwand war nicht nur zeitaufwändig, sondern auch fehleranfällig. Vor diesem Hintergrund suchte Jakob eine mit Nevaris kompatible Lösung, mit der die Lagerprozesse durchgängig digitalisiert werden konnten. Aufgrund einer Empfehlung wurde die Karl-Gruppe auf Integer Solutions und deren Lösung isConstruct aufmerksam.
Die Software ist in der Baubranche weit verbreitet, so dass ein Besuch bei einem vergleichbaren Referenzkunden organisiert werden konnte. „Wir wurden davon überzeugt, dass isConstruct unsere Anforderungen voll und ganz erfüllt. Vor allem gefiel uns die Benutzerfreundlichkeit des Systems, die für eine hohe Akzeptanz unserer Mitarbeiter sorgt“, so Jakob, der sich 2019 für Integer Solutions entschieden hat.
Lückenlos dokumentiert
Bereits neun Monate später startete 2020 die Pilotphase in einem Teilbereich des Ersatzteillagers am früheren Standort in Innernzell. „Die Einführung verlief völlig problemlos und die kompetenten Mitarbeiter von Integer Solutions standen uns bei Fragen immer zur Seite“, bestätigt Jakob, der durch die lückenlose Dokumentation der Prozesse jede Warenbewegung nachvollziehen kann. Seit dem Umzug der Firmenzentrale nach Hengersberg im Jahr 2022 wird das komplette Lager mit isConstruct verwaltet. Hierfür wurde jeder der rund 4.000 Lagerplätze mit einem Barcode versehen. Dieser Barcode wird bei jeder Bestandsveränderung – sei es bei einer Ein- oder Auslagerung – vom Mitarbeiter gescannt. Für diesen Vorgang wurden drei mobile Computer angeschafft, auf denen die verschiedenen Software-Module von isConstruct installiert sind. Bei der Hardware entschied sich die Karl-Gruppe für Datenerfassungsgeräte vom Typ Zebra MC33, die zu den robustesten PDAs auf dem Markt zählen. Sie sind gemäß IP54 zertifiziert und damit staub- und wassergeschützt. Die Tastatur und das Touchscreen-Display sind aus kratzfestem Gorilla-Glas gefertigt.
Eindeutig gekennzeichnet
Zu Beginn der Tätigkeit zeigt das Display die Startmaske von isConstruct mit allen installierten Modulen, die eindeutig gekennzeichnet sind. Das Modul zum Einlagern neuer Artikel heißt zum Beispiel „Materialeingang“ und wird mit einem sanften Druck auf das Display aktiviert. Damit gelangt der Mitarbeiter direkt zu den im ERP-System gespeicherten Bestellungen, von denen er nun anhand der Bestellnummer den passenden Auftrag auswählen kann. Die tatsächlich gelieferten Artikel werden anschließend am mobilen Terminal erfasst und am vorgeschlagenen Regalfach eingelagert. Mit dem Scan des dortigen Barcodes wird der Einlagerungsvorgang abgeschlossen. Der neue Bestand ist dann sofort im ERP-System abrufbar. Wenn ein Artikel erstmals eingelagert wird, generiert isConstruct automatisch das erforderliche Barcode-Etikett, das umgehend am Drucker vom Typ Zebra ZT 410 ausgegeben wird. Mit einer Druckgeschwindigkeit von bis zu 356 Millimeter pro Sekunde gehört der ZT 410 zu den schnellsten Geräten seiner Klasse. Bei der Karl-Gruppe ist es direkt auf dem Warenannahme bzw. -ausgabe-Tresen installiert und sorgt für kurze Wege.
Quittieren per Scan
Ein großer Teil der Scans betrifft die Entnahme von Ersatzteilen aus dem Lager, die im Zuge von Reparaturen von den Monteuren angefordert werden. Hier kommt das Softwaremodul „Werkstattbericht“ zum Einsatz. Der Lagerist gibt am Handheld die Materialien ein, die für den jeweiligen Auftrag kommissioniert werden müssen. Danach entnimmt er die Artikel aus den Regalfächern und quittiert jeden Vorgang mit einem Scan des am Regalfach angebrachten Barcodes. Auf gleiche Weise funktioniert das Softwaremodul „Ausgangslieferschein“: Es wird eingesetzt, wenn zum Beispiel ein Bauleiter Filtermasken für seine Mitarbeiter benötigt.
Das Modul „Bestellvorschlag“ startet hingegen einen Beschaffungsprozess. Es wird immer dann aktiviert, wenn die Lageristen ein leeres oder fast leeres Regalfach „entdecken“. In diesem Fall wird der Barcode am Regalfach gescannt und eine Bestellmenge eingegeben. Der Bestellvorschlag wird sofort an das ERP-System übertragen und einem Sachbearbeiter im Einkauf angezeigt. Dieser entscheidet dann, ob die Bestellung tatsächlich ausgelöst wird.
Flexibel auf Wünsche eingehen
Das Modul Bestellvorschlag war im Zuge des Projekts speziell für die Karl-Gruppe neu programmiert worden. „Für uns ist es ein großer Vorteil, dass Integer Solutions so flexibel auf unsere Wünsche eingegangen ist und uns keine unveränderbare Standardlösung präsentiert hat“, bekräftigt Jakob. Bereits im Standard von isConstruct enthalten ist das Modul „Inventur“, das 2023 bei der Karl-Gruppe erstmals nach dem Umzug der Firmenzentrale zum Einsatz kommen wird. Dabei werden die im ERP-System erzeugten Zähllisten an die Handhelds übertragen und von den Mitarbeitern Position für Position abgearbeitet. Bevor der eigentliche Zählvorgang starten kann, wird der Barcode am entsprechenden Lagerfach gescannt. Stimmen Lagerfach und Zählauftrag überein, kann die Arbeit beginnen.
Die nächsten Schritte vor Augen
Die Zählmengen werden anschließend wieder an Nevaris übertragen und mit den Buchbeständen abgeglichen. Diesem Prozess sieht Jakob gelassen entgegen, denn „durch das konsequente Buchen aller Warenbewegungen mit isConstruct sollten die Differenzen minimal ausfallen“, ist sich der Einkaufs-Chef sicher, der schon die nächsten Projektschritte vor Augen hat: „In den nächsten Jahren planen wir weitere Automatisierungsschritte. Zum Beispiel wollen wir auch unsere Maschinen- und Werkzeugeausgabe mit isConstruct verwalten.“ Bis dato wird mit Ausgabelisten gearbeitet, welche im Nachgang in Nevaris erfasst werden. Anhand der aktuellen Buchung ließe sich dann auf einen Blick der aktuelle bzw. geplante Einsatzort der Geräte in Echtzeit nachvollziehen. Ein weiteres Ziel ist, dass auch die Poliere mit Handhelds ausgestattet werden. Damit können sie dann eigene Bestellanforderungen für ihre Baustellen in einem vorgefertigten Artikelkatalog direkt via Schnittstelle zum ERP-System generieren und an den Zentraleinkauf übermitteln.
Fazit: Mit isConstruct hat die Karl-Gruppe die Prozesse im Ersatzteilelager durchgängig digitalisiert und damit das Bestellwesen und die Inventurvorgänge beschleunigt, während Bestandsqualität und Transparenz gesteigert wurden. Zudem bietet die Lösung noch großes Potenzial für weitere Verbesserungen in anderen Bereichen.
Hintergrund: Karl-Gruppe
Die Karl-Gruppe mit Sitz im niederbayrischen Hengersberg besteht aus ca. 40 Gesellschaften und ist in den vier Geschäftsfeldern Bau, Energie, Industrie und Immobilien aktiv. Das im Jahr 1966 durch Günther Karl gegründete Unternehmen beschäftigt rund 400 Mitarbeiter. Im Bereich Bau bietet die Karl-Gruppe das gesamte Leistungsspektrum von Erd- und Kanalarbeiten über Abbrucharbeiten bis hin zur Altlastensanierung an. Im Geschäftsfeld Industrie übernimmt Karl entweder Industriebrachen und entwickelt diese zukunftsorientiert oder restrukturiert sanierungsbedürftige Unternehmen.
Das Geschäftsfeld Immobilien ist eng mit dem Bereich Industrie verzahnt und beinhaltet neben dem An- und Verkauf von Objekten, die Entwicklung und Verwaltung von Neu- und Bestandsobjekten.
Der Erwerb des ersten Wasserkraftwerks im Jahr 1982 begründete den Geschäftsbereich Energie. Heute besitzt die Unternehmensgruppe sechs Wasserkraftwerke.
Firmengründer Günther Karl leitet die Unternehmensgruppe gemeinsam mit seinen Söhnen und Mitgesellschaftern Günter Karl jun. und André Karl. Weitere Infos unter www.karl-gruppe.de.